Es fällt mir sehr schwer, über meine kleine Püppi zu schreiben. Ich möchte versuchen, darüber zu schreiben was damals passiert ist und wie ich ihren Tot erlebt habe. Es ging alles sehr schnell, meine Kleine hatte ja nur eine Erkältung. Sie bekam Fieber und Husten, so halt eine typische Sommergrippe. Da sie immer sehr hohes Fieber bekam, bin ich auch sofort mit ihr zum Arzt. Sie hat auch die „üblichen“ Medikamente bekommen. Am nächsten Tag ging es ihr auch schon wieder etwas besser, nur aufstehen konnte sie noch nicht. Und dann kam der 9. August. Ich werde diesen Tag niemals vergessen, es war ein sehr heißer Tag und meine Eltern hatten unten im Garten den Geburtstag von meinem Vater gefeiert. Ich bin oben bei meiner Püppi geblieben. Sie lag auf dem Sofa und ich saß neben ihr im Sessel und hab ihr kalte Wickel gemacht. Plötzlich ist sie aufgewacht und hat mit ganz fester Stimme gesagt:“ Mutti ich hab dich lieb“ Und in dem Moment wurde mein Herz ganz schwer, so wie sie diesen Satz gesagt hat, das klang nicht nach einem Kind, ich hab da wohl schon gespürt, daß etwas nicht stimmt. Und ich bin mir sicher das sie wusste. daß sie sterben muß. Natürlich hab ich ihr gesagt, daß ich sie auch ganz doll lieb habe. Nach 2 Stunden sagte sie auf einmal, daß sie mich nicht mehr sehen kann. Ich bin sofort mit ihr ins Kinderkrankenhaus gefahren. Da hieß es dann, alles nicht so schlimm sie kann nächste Woche auf jeden Fall mit in den Urlaub fahren. Ich hab dann fast stündlich im Krankenhaus angerufen, habe aber keine richtige Auskunft bekommen. Morgens kam dann das Telegramm das ich sofort ins Krankenhaus kommen soll. Da wusste ich, was passiert war, nur richtig begreifen vom Herzen her das konnte ich nicht. Alles was dann im Krankenhaus kam, ist wie im Nebelschleier, ich weiß das die Ärztin mir die Ohringe meiner Tochter gegeben hat und das sie mir gesagt hat, sie wüssten noch nicht, woran mein Kind gestorben ist. Wie ich nachhause gekommen bin, weiß ich nicht mehr so genau. Zuhause bin ich dann zusammengebrochen. Auch die nächsten Tage habe ich wie in einem Dämmerzustand verbracht. Ich hab versucht, mich zusammenzureißen für meine kleine Tochter, die mich ja nun besonders brauchte. Obwohl Kathy noch so klein war, hat sie verstanden, daß ihre Schwester nie wieder kommt. Aber die nächsten Tage hab ich nur mit Heulen verbracht. Dann musste ja die Beerdigung organisiert werden und natürlich die Beerdigung selber. Das war alles so unwirklich und ich weiß nicht, wie ich das überstanden habe, als der kleine weiße Sarg in die Erde hinabgelassen wurde. Der Schmerz war so unbeschreiblich groß. Meine Eltern sind dann mit der Kleinen zur Ostsee gefahren, damit ich zur Ruhe komme. Ich musste ja wieder arbeiten gehen, meine Ärztin hatte mich für 4Wochen krankgeschrieben und war der Meinung, Arbeit wäre das Beste für mich. Aber meine Kollegen sind mir aus dem Weg gegangen und da ist mir aufgefallen, daß mir jeder aus dem Weg geht. Fast mein gesamter Bekanntenkreis hat sich zurückgezogen und auch mein damaliger Freund. Als ich ihn angerufen habe, um ihm zu sagen, daß Nicole gestorben ist, sagte er nur na dann willst du jetzt bestimmt alleine sein. Ich habe nie wieder etwas von ihm gehört. Damals hab ich das nicht verstanden. ich dachte, ich habe etwas falsch gemacht. Heute weiß ich, daß sie Angst hatten, sie wussten nicht wie sie sich mir gegenüber verhalten sollten. Die Erfahrung mach ich noch heute, wenn das Gespräch auf Kinder kommt und ich erwähne, daß meine Tochter gestorben ist, kommt entweder verlegendes Schweigen oder sie sagen, daß es ihnen leid täte und wechseln schnell das Thema, denn über den Tod spricht man nicht. Aber ich möchte über meine Tochter sprechen, denn sie gehört genauso zu mir wie meine Kathy. Ich liebe meine beiden Mädchen. Ich vermisse mein kleines Mädchen immer noch . Mein größter Traum ist, sie noch einmal in den Arm zunehmen. Ja, auch der Schmerz ist noch da, er ist nur anders geworden, leiser, aber intensiver.
Nachtrag: Heute wollte ich Dir Blumen zu deinem 21'ten Geburtstag bringen ...aber da war nichts mehr...kein Grab kein Grabstein nur leer ---ich stand fassungslos und verzweifelt vor dem was einmal Dein Grab war. Sie haben einfach alles platt gemacht ohne mich vorher zu informieren, die Zeit war abgelaufen, so sagte man mir.......
was doll ich jetzt nur machen? wo bist du jetzt? wo kann ich jetzt trauern?
Ich habe das gefühl als hätte ich Dich zum Zweiten mal verloren..
Ich bin so verzweifelt.